Ist Bauen mit Beton nachhaltig?

Langfristig werden die Maßnahmen über eine Reduzierung der CO2-Emissionen bei der Zementherstellung hinausgehen müssen.

Der Klimawandel und die für seine Abwendung notwendige Reduzierung von CO2-Emissionen werden schon lange diskutiert. Nun hat die Fridays for future-Bewegung das Thema Nachhaltigkeit nicht nur wieder in den Mittelpunkt gerückt, sondern auch auf politischer, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ebene einen Umdenkprozess angeregt, den Klimaveränderungen mit innovativen Lösungen und Lenkungsmaßnahmen zu begegnen.

Auch die Zement- und Betonindustrie bleiben davon nicht unberührt. Es ist allseits bekannt, dass die Herstellung von Zement durch das Klinkerbrennen sehr viel Energie verbraucht. Der Baustoff Beton, der mit Zement hergestellt wird, läuft daher Gefahr, als „Klimakiller“ abgestempelt zu werden.

Ausgehend davon, dass bei der Welt-Zementproduktion etwa 7 % der globalen CO2-Emissionen entstehen, beläuft sich der Anteil der CO2-Emissionen aus der Zementherstellung in Deutschland auf ca. 2 %. Bezogen auf die weltweiten CO2-Emissionen beträgt der Anteil Deutschlands rund 0,005 %. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns zurücklehnen können, nach dem Motto: „Sollen erst mal die anderen machen!“

Ein Schritt in die richtige Richtung war die Entwicklung der Portlandkompositzemente. Sie haben einen geringeren Klinkeranteil als reine Portlandzemente und damit einen besseren ökologischen Fußabdruck. In diesen Bindemitteln werden neben Klinker andere Hauptbestandteile wie Kalksteinmehl, Flugaschen oder Hüttensande eingesetzt. Die Verwendung dieser Nebenprodukte anderer Industrien ermöglicht die Herstellung von Zementen mit besonderen Eigenschaften, wie z.B. geringerer Wärmeentwicklung, gleichmäßigem Festigkeitsverlauf oder gutem Verarbeitungsverhalten. Nicht zu vergessen die CO2-armen Next Base-Zemente, die aus Calciumsulfoaluminat-Klinker (CSA) hergestellt und seit 2014 von Dyckerhoff im deutschen Markt vertrieben werden. Außerdem setzen wir seit Jahren verstärkt alternative Brennstoffe zur Reduzierung fossiler Brennstoffe ein. In unseren deutschen Werken lag die Ersatzquote 2018 zwischen ca. 60 und 80 %. Damit liegen wir deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 44 % (Quelle: Cembureau). Der Prozess muss jedoch weiter gehen: Ziel ist es, in der Buzzi Unicem Gruppe die direkten Emissionen bei der Produktion einer Tonne Zement von aktuell 690 kg auf 662 kg bis zum Jahr 2022 zu senken. Was können wir darüber hinaus tun?

Die weiteren Herausforderungen bestehen nun in der Entwicklung von Technologien zum Auffangen des CO2 in der Phase der Herstellung und dessen Lagerung (Carbon Capture and Storage). Ein Beispiel ist das EU-Projekt „CLEANKER“, wobei aktuell eine Demonstrationsanlage im Buzzi Unicem Werk in Vernasca (Piacenza, Italien) errichtet wird (weitere Informationen unter www.cleanker.eu). Aber was passiert dann mit dem gespeicherten CO2? Daraus können sinnvolle Produkte entstehen wie beispielsweise Ameisensäure oder Methan, die in der chemischen Industrie oder als Brennstoff eingesetzt werden. Solange die sinnvolle Verwendung noch in der Entwicklung ist, kann die Speicherung von CO2, zum Beispiel in ausgebeuteten Erdgas- und Erdöllagerstätten, eine Alternative sein.