Bei dem spektakulären Bankneubau in Leipzig setzten Planer und Bauherrin in zentralen Bereichen auf den Werkstoff Beton.

„Stabilität und Beständigkeit“ sind Eigenschaften, die man mit einer Bank verbindet, insbesondere wenn es sich wie bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB) um die dem Gemeinwohl verpflichtete Förderbank des Freistaates Sachsen handelt. So waren diese Eigenschaften auch bei der Auswahl der Materialen maßgebend: Das neue Gebäude im Zentrum von Leipzig prägt der Baustoff Beton in seinen unterschiedlichsten Variationen – seien es die Betonsäulen im spektakulären „Säulengarten“, der geschliffene Terrazzoboden oder die in ihrer Rezeptur darauf abgestimmten Treppen aus poliertem Betonwerkstein.

Der TERRAPLAN-Boden lässt auch die im Foyer ausgestellten, aus DDR-Zeiten stammenden und denkmalgeschützten „Robotron-Reliefs“ ganz besonders zur Geltung kommen.

Im Jahr 2013 gewann das renommierte Londoner Architekturbüro ACME den Wettbewerb für den Hauptsitz der SAB in Leipzig. Das nahe des Leipziger Hauptbahnhofs gelegene Gelände, auf dem das neue Gebäude nun steht, war einst ein wichtiger Teil des von Johann Dauthes (1749-1816) entworfenen Leipziger Lust- und Ziergarten, der unter dem Namen „Löhrs Garten“ als einer der ersten bürgerlichen, landschaftlich gestalteten Parks Deutschlands einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.

Im 20. Jahrhundert wurde das Gelände zum Robotron-Areal; denn von 1969 bis 2012 stand hier ein Verwaltungs- und Schulungszentrum des 1990 aufgelösten Kombinats Robotron, der auf Datenverarbeitung und Elektronik spezialisierten DDR-Hightech-Schmiede. Bereits im Vorfeld des 2013 ausgelobten Wettbewerbs für den SAB-Neubau wurde entschieden, das seit Jahren verkommene Robotron-Gebäude, ein typischer Bau der „Ostmoderne“, komplett abzureißen. Es wurden jedoch vier, von wichtigen Vertretern der jungen „Leipziger Schule“ erstellte Kunstwerke erhalten: die raumhohen Wandreliefs in den vier Etagenfoyers am Haupttreppenhaus, von denen aufgrund des beschränkten Platzangebots jedoch nur drei im Erdgeschoss des SAB-Neubaus aufgestellt und restauriert wurden. Durch große Glaswände sind sie auch von außen einsehbar und erinnern an einen vergangenen Ort, der für die digitale Entwicklung in Leipzig steht.

Säulen sorgen für einen offenen Stadtraum

Laut ACME entsteht durch das Gebäude ein offener Stadtraum. Das wird durch die für Bankgebäude in aller Welt typischen Betonsäulen – sie symbolisieren Stabilität – erreicht, die weite Teile des Neubaus sowie der 60 x 60 Meter großen Freifläche umschließen. Das L-förmige Gebäude selbst besteht aus zwei Baukörpern: Im nördlichen Gebäudeflügel befindet sich der öffentlich zugängliche Bereich der SAB mit Rezeption, Empfang und Kundenberatungsräumen. Im Erdgeschoss des westlichen Gebäudeflügels sind das Mitarbeiterrestaurant sowie verschiedene Konferenzräume der SAB untergebracht. Die oberen Stockwerke wurden für eine flexible Raumplanung entworfen. Offene Treppenhäuser und durchgehende Balkone zum Forum laden zum Flanieren im Gebäude ein und sorgen für Kommunikation und Austausch zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den verschiedenen Etagen. Zur Gerberstraße hin öffnet sich der Bau mit Auditorium und Ausstellungsflächen zum Stadtraum und Forum, einem öffentlichen Bereich zum Verweilen und Spielen, aber auch nutzbar für Veranstaltungen und Konzerte.

Er sorgt für einen „offenen Stadtraum“: Der imposante Säulengarten bzw. „Säulenwald“ mit dem Spiegelsee.

Die Materialität des Betons kommt ganz besonders bei dem Terrazzoboden zum Ausdruck, der im Erdgeschoss des Gebäudes für große fugenlose Flächen sorgt.

Auf das Wesentliche reduzierte Materialpalette

Die Materialpalette des Leipziger Neubaus ist „auf das Wesentliche reduziert, im Innen- wie im Außenraum“, so die Architekten. Während bei den Wandverkleidungen und Einbauten Holz dominiert, bestehen die permanenten Elemente des Gebäudes wie Stützen und aktivierte Decken, die Erschließungskerne und -treppen sowie die Säulen im Forum aus Beton. Gleiches gilt auch für die Böden im Erdgeschoss. Beton und Betonfertigteile kamen dabei in unterschiedlichsten Variationen zum Einsatz – vom Konstruktions- bis hin zum Architekturbeton.

Ein Wald wie bei Alice im Wunderland stand Pate für den Entwurf des 21 m hohen „Säulenwalds“, der eine große zentrale Lichtung mit integrierten Sitzgelegenheiten und einem Spiegelsee umschließt. Das Verhältnis der Überdachungen (Canopies) tragenden Säulen zum restlichen Gebäude ist faszinierend und verblüffend. FUCHS Europoles, ein Traditionsunternehmen aus Neumarkt, das europaweit zu den führenden Herstellern von Masten, Türmen, Stützen und Tragsystemen zählt, stellte die besonders schlanken Betonsäulen her. Die innen hohlen Stützen mit einer Wandungsstärke von 10 cm wurden als sogenannte Schleuderbetonstützen umgesetzt und haben einen Durchmesser von 0,4 bis 1,1 Meter. Die Qualität der 251 Stützen ist außergewöhnlich hoch und maß genau. Sie erfüllen verschiedene Aufgaben: Ein Raster von tragenden Stützen ist so im Säulenwald platziert, dass sie nicht als tragende Stützen auffallen. Des Weiteren gibt es Säulen, die als Rauchabzüge für das unter dem Forum liegende Parkhaus dienen. Andere Säulen haben keine technische Aufgabe, außer Schatten zu spenden und das Forum zu einem öffentlichen Raum zu machen. Einen Teil der Säulen hat FUCHS Europoles aus weißem Beton (mit Dyckerhoff WEISS) hergestellt. Ein Teil wurde erst später weiß gestrichen. Die werkseitig vorgefertigten Stützen wurden in einem Stück durch Schwertransporter auf die Baustelle geliefert, hier mit Hilfe von zwei Kränen aufgestellt und im Kellergeschoß verankert.

Bei TERRAPLAN handelt es ich um einen robusten und pflegeleichten Boden, der sich auch hervorragend für Funktionsräume eignet – wie hier in der Kantine des neuen SAB-Gebäudes.

Die Treppen aus Betonwerkstein sind als skulp-turale Objekte in den offenen Treppenräumen geplant. Mit ihrer eleganten Formensprache und ihrer hohen Wertigkeit laden sie zur Begehung ein.

Geschliffene Bodenbeläge in Terrazzo-Optik

Der Boden im Erdgeschoss des Gebäudes wurde als Terrazzoboden mit TERRAPLAN, einem monolithischen Betonbodensystem ohne Beschichtung, ausgeführt, „um monolithische, große fugenlose Flächen zu schaffen, so ACME. TERRAPLAN ist ein System, das hinsichtlich der Lebensdauer, der Ebenheit, der Reinigungskosten, vor allem aber auf Grund seiner individuellen Gestal­tungsmöglichkeiten neue Maßstäbe bei Betonböden setzt.

Ganz entscheidend für die stets einzigartige Optik eines TERRAPLAN-Bodens ist die individuell wählbare Gesteinskörnung. Der als „geschliffener Betonboden der Festigkeitsklasse C35/45 – in beige bzw. hellgrau mit mittleren bis großen Aggregaten“ ausgeschriebene Boden wurde auf einer Fläche von insgesamt 2.500 m² in einer Konstruktionshöhe von 8 cm vom Info-b Mitglied R. Bayer Betonsteinwerk aus Blaubeuren eingebaut. Hergestellt wurde der Beton auf Basis des Premiumzements Dyckerhoff WEISS unter Verwendung von Perlweiß in einer Korngröße 0-8 mm sowie weißer und schwarzer Pigmente von der GP Betonwerke Ost GmbH in Leipzig.

Neben der Ästhetik spielte auch die Funktionalität bei der Wahl des Bodenbelags eine Rolle. Wie oben bereits beschrieben, handelt es sich bei TERRAPLAN um einen eleganten, aber robusten Boden, rutschhemmend und mit wenig Spielraum für Schmutzansammlungen in Fugen. Der nahezu fugenlose Betonboden im Innenbereich setzt sich im Außenraum des Forums fort. Dort allerdings als überwiegend durchlaufender fugenloser, geschliffener hellgrauer Gussasphaltboden.

Einladende Treppenhäuser aus poliertem Betonwerkstein

Die Erschließungskerne des Gebäudes sind als freistehende in Sichtbeton ausgeführte Elemente fest im Grundriss verankert. Treppen sind als skulpturale Objekte in den offenen fünfstöckigen Treppenhäusern geplant. Vor allem die direkt gegenüber dem Aufzug platzieren Treppen sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auffordern, die Treppen zu nutzen, anstatt auf den nächsten Aufzug zu warten. Treppenläufe und Brüstungen, aber auch die raffiniert eingelassenen taktilen Handläufe aus Beton wirken als ein monolithisch Ganzes. Materialien sollen ehrlich gezeigt werden und wirken. So verleihen die polierten Oberflächen den Betonwerkstein-Treppen Wertigkeit, die mit der Rauheit der als Ortbeton ausgeführten Treppenhauswände kontrastiert und nicht nur schön ist, sondern sich auch angenehm anfühlt.

Die Treppen wurden als monolithische skulpturale Elemente im Fertigteilwerk der Fa. Bayer hergestellt: die Treppenläufe, -brüstungen und -podeste aus geschliffenem Beton, die Treppenbrüstungen mit integrierter Handlauf-Profilierung. Insbesondere die Geometrie der Treppenräume, in die die Treppen passgenau eingehoben werden mussten, die Größe und das schiere Gewicht der Fertigteile, erforderten eine besonders exakte Planung für deren Herstellung, Transport und Einbau.

Um die Laufsicherheit auf den Treppen zu erhöhen, wurden die Treppenstufen im Unterschied zu den hellen Stellstufen mit Eisenoxid gelb pigmentiert und zusätzlich die Trittkante durch einen schwarzen Kontrastbeton kenntlich gemacht.

Die Treppenbrüstungen mit ihrer integrierten und schmeichelnden Handlauf-Profilierung sorgen für eine hohe haptische Qualität.

Als Gesteinskörnung kam weißer, kristalliner Marmor in einer Korngröße von 0-16 mm zum Einsatz und als Bindemittel diente der Portlandzement Dyckerhoff WEISS. Die Treppen und Brüstungen wurden kopfüber gegossen und nach dem Aushärten gedreht und poliert. Vor Ort in Leipzig wurden die mehrere Tonnen schweren Fertigteile, die mit einer Toleranz von nur 2 mm eine erstaunliche Präzision und Qualität aufweisen, sorgfältig in die Betontreppenschächte eingebracht. Der Einbau erfolgte durch die Rohbau-ARGE Züblin/Papenburg. Noch vorhandene Transportlöcher und Montageanker wurden anschließend von der Fa. Bayer geschlossen und poliert, so dass eine attraktive Betonoberfläche sichtbar bleibt, die sich dank ihrer hohen haptischen Qualität besonders „wertvoll“ anfühlt. Das Ergebnis sind schöne, zeitlose, pflegeleichte Treppen, die ein integraler Bestandteil des Gebäudes sind. Insgesamt gibt es vier zentrale Treppenräume mit den skulpturalen Treppen. Sie definieren die Arbeitsbereiche und das Anliegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ihrer Nutzung zu motivieren, scheint funktioniert zu haben.

Auf die Frage, wie sie insgesamt mit dem Ergebnis der Betonböden und Betonwerksteintreppen zufrieden seien, antworteten die Londoner Architekten kurz und bündig „Very happy!“.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Alle Fotos: Dyckerhoff

Auch in den Sozialräumen des SAB-Gebäudes findet sich polierter Betonwerkstein.